Abhängig von der Anwendung und dem Bearbeitungsprozess können unterschiedliche Sensoren, Signale und Datenströme für die Entwicklung einer echtzeitfähigen, KI-basierten Qualitätsüberwachung verwendet werden. Die in-situ-Prozessbeobachtung mittels Hochgeschwindigkeits-Wärmebildgebung erlaubt beispielsweise die detaillierte Erfassung der Wechselwirkungszone eines Laserschweißprozesses. In Kombination mit Methoden des maschinellen Lernens (ML) ergibt sich die Möglichkeit zur Identifi zierung unterschiedlicher Nahtimperfektionen und Prozessabweichungen.
Für die Entwicklung applikationsspezifischer KI-Lösungen, steht den Experten am Fraunhofer ILT ein eigens entwickeltes Softwaremodul zur Verfügung. Dieses Werkzeug ermöglicht unter anderem die Berechnung und Bewertung unterschiedlicher Signal- und Bildmerkmale, die anschließend zu einem ganzheitlichen Prozessfingerabdruck zusammengeführt werden. In einem weiteren Schritt lässt sich eine Qualitätsbewertung des Prozessergebnisses durchführen, um daraus sorgfältig aufbereitete Beispieldatensätze zu generieren.
Abhängig vom jeweiligen Anwendungsfall kommen unterschiedliche ML-Algorithmen zum Einsatz um Prozessimperfektionen wie Oberflächenporen, Nahteinfall, mangelnde Anbindung sowie Abweichungen der Nahtgeometrie anhand des jeweiligen spezifischen Fingerabdrucks voneinander zu unterscheiden.
Neben Algorithmen aus dem Bereich des klassischen maschinellen Lernens kommen Deep Learning-Ansätze wie z. B. Convolutional Neural Networks (CNN) am Fraunhofer ILT zum Einsatz, um eine lokale Schweißnahtqualitätsbewertung basierend auf Rohbilddaten durchzuführen. Dies hat den Vorteil einer höheren Flexibilität und Skalierbarkeit der KI-Lösung, da hier beispielsweise auf aufwendige FPGA-Implementierungen der Bildverarbeitungsschritte verzichtet werden kann. Die Erkennungsleistung solcher Ende-zu-Ende-Lösungen ist zudem häufig höher als bei konventionellen ML-Ansätzen, sodass sich hohe Fehlererkennungsraten bei gleichzeitig niedrigen Falschalarmraten erzielen lassen. Die trainierten neuronalen Netze können nach entsprechender Laufzeitoptimierung auf handelsüblichen GPUs mit über 1000 Bildern pro Sekunde bei geringer Latenz ausgeführt werden und eignen sich damit für die Echtzeitqualitätsüberwachung in der Lasermaterialbearbeitung.